Das Leben genießen zu können ist das höchste Glück.

Allgemein erfahren wir Freude, wenn wir erreichen, was wir uns wünschen (Belohnungsfreude) oder wenn wir verstehen, dass wir es bald erreichen werden (Vorfreude, eine Form der Belohnungsfreude). Genau genommen handelt es sich bei dieser Freude um eine Selbstbelohnung des Gehirns, die signalisiert, das das, was wir gerade tun - zumindest in seiner ursprünglichen Form(!) - unseren Vorfahren dabei half, ihre Gene weiterzugeben.

Bei einer Belohnungserfahrung passieren zwei Dinge in uns. Zum einen bildet sich ein Verlangen, das belohnte Verhalten zu wiederholen und zum anderen bildet sich eine Gewöhnung an die Freude. Das Ergebnis ist, dass wir das Verhalten wiederholen wollen, uns aber gleichzeitig etwas weniger darüber freuen können, wenn wir es tun. Es dauert eine Weile, bis die Gewöhnung wieder abklingt, deshalb gilt Abwechslung sprichwörtlich als die Würze des Lebens. Bei besonders intensiven Belohnungen kann das Zusammenspiel von Belohnungsfreude, Verlangen und Gewöhnung zur Sucht führen.

Wenn man sich einmal die modernen Freuden der Welt ansieht, fällt auf, dass diese bereits extrem destilliert wurden. Es gibt inzwischen viele Wirtschaftszweige, die ausschließlich deshalb existieren, weil sie ihre Kunden süchtig machen. Die Lebensfreude findet sich fern der Belohnungsfreude und sie führt zur Freiheit von Sucht. Wer sie noch nicht erlebt hat, fragt sich an dieser Stelle vielleicht, was es abseits der Belohnung noch an Freude geben könnte.

Stellen Sie sich einmal vor, wie es wäre, für einen kurzen Moment absolut glücklich zu sein. Absolut glücklich zu sein bedeutet, dass es nichts gibt, was Sie in diesem Moment ändern wollen würden. Es ist der pure Genuss eines perfekten Augenblicks. Vollständige Zufriedenheit. Das Ziel der Lebensfreude ist erreicht, wenn sich solche Momente zu einem glücklichen Leben verketten. Der Trick dabei ist, dass ein perfekter Moment genau deswegen entsteht, weil man an ihm nichts verbessern wollen würde. Lebensfreude entsteht also nicht dadurch, dass man seine Wünsche erfüllt bekommt, sondern durch die aufrichtige Akzeptanz des gegenwärtigen Erlebens. Wie man das erreichen kann, darum geht es in der Spiritualität.

Keine Sorge, ich werde Sie nicht auffordern, auf sämtliche weltlichen Freuden zu verzichten oder Ihnen sagen, dass Sie die Probleme in Ihrem Leben "einfach akzeptieren" sollten. Damit fördert man nur Frustration. Ein gutes mentales Training für hilfreiche Qualitäten wie Disziplin und Akzeptanz ist eins, das Sie genießen können. Dann lernen sie wie von selbst, grobe Laster abzulegen und es fällt Ihnen zunehmend leichter, das Leben so zu nehmen, wie es kommt.