Wir meinen oft, Freiheit wäre die Fähigkeit, tun zu können, was man will. Ich verstehe Freiheit vielmehr als die Fähigkeit, nicht tun zu müssen, was man will. Freiheit ist also die Freiheit von innerem Zwang. Wer in diesem Sinne vollkommen frei ist, handelt entsprechend seiner Natur und Lebensumstände quasi gemäß dem Motto "Ich tu, was ich tu, weil ich bin, wie ich bin."

Freiheit ist auch die Freiheit von Überzeugungen. Für nahezu jede Überzeugung findet man irgendwo jemanden, der diese Überzeugung entweder nicht teilt oder von etwas Widersprüchlichem überzeugt ist. So entstehen Meinungsverschiedenheiten und sogar Kriege. Frei von Überzeugungen zu sein bedeutet nicht, keine zu haben, sondern vielmehr, sich nicht daran festzuklammern und sich nicht persönlich angegriffen zu fühlen, wenn jemand anderer Meinung ist. Absolut ist nur die direkte Erfahrung hier und jetzt. Jeder Gedanke, jede Interpretation, jede Erklärung oder Voraussage ist relativ. Diese Dinge sind wahr oder falsch im Bezug auf eine bestehende Menge von Überzeugungen. Das heißt nicht, dass alle Überzeugungen gleich wertvoll wären. Zum Beispiel helfen uns wissenschaftliche Überzeugungen beim Überleben und spirituelle Überzeugungen helfen uns beim Glücklichsein. Bringt man die beiden zu sehr durcheinander (Pseudowissenschaft), helfen sie aber oft gar nicht mehr.

Schließlich bedeutet Freiheit die Freiheit von Leid. Leid ist das Gegenteil des Glücks. Wenn das Leid auf Null reduziert wird, wird das Glück absolut. Leid ist innerer Widerstand. Es ist die Erfahrung, ein Problem zu haben. Wer frei von Leid ist, hat keine Probleme. Das ist nun wirklich schwer adäquat zu beschreiben und wirft viele Fragen auf. Verhungern wir nicht, wenn wir nicht unter Hunger leiden? Begeben wir uns nicht in Lebensgefahr, wenn wir nicht unter Angst leiden? Beschädigen wir nicht unseren Körper, wenn wir nicht unter Schmerz leiden? Das kommt darauf an. Wissen Sie, was Gefühlsmuster wie Hunger, Angst oder Schmerz Ihnen mitteilen möchten? Wenn ja, dann brauchen Sie nicht darunter zu leiden, um entsprechend zu handeln. Es gibt tatsächlich leidfreie Emotionen, die von unangenehmen Gefühlen zu hilfreichen Handlungen führen können, wie z.B. die Barmherzigkeit. Wer aus Barmherzigkeit für seinen Körper handelt, füttert ihn, wenn er hungrig ist, und sichert ihn, wenn er ängstlich ist oder Schmerzen hat, ohne dass innerer Widerstand gegenüber diesen Gefühlen aufkommt.